Die Erfindung des Rothen Ultramarin

28teilige Fotoarbeit, verteilt über die 10 Stockwerke des Deutschen Patent- und Markenamt, München, 2001

3. Stock
5. Stock
9. Stock
10. Stock

Der Titel "Die Erfindung des rothen Ultramarin "meiner Fotoarbeit im Deutschen Patent- und Markenamt bezieht sich auf die erste Patentschrift des kaiserlichen Patentamtes von 1877.

28 Fotoarbeiten wurden über alle 10 Stockwerke verteilt. Sie sind jeweils gegen über dem Paternoster an immer derselben Wand angebracht. Alle Fotografien handeln von Büchern, Erfindungen und der Sammelleidenschaft. Sie zeigen sowohl berühmte historische Bibliotheken wie moderne Lesesäle als auch einzelne Bücher. Die Erfindung des Buchdrucks um die Mitte des 15. Jahrhunderts hat die Entwicklung der Menschheit ebenso entscheidend beeinflusst wie die Erfindung des Computers im 20. Jahrhundert. Zwischen diesen beiden Polen entwickelt sich auch die Arbeit.

Das erste Foto zeigt die in der Zeit der Gotik um 1465 gegründete Klosterbibliothek in Isny im Allgäu. Das Sammelgebiet umfasste Werke der Theologie, Medizin, Geschichte, Philologie, Recht, Geographie, aber auch Hebraica und Schriften der Reformationszeit. Diese gotische Studienbibliothek ist ein seltenes, noch völlig intaktes Kulturdenkmal mit der Atmosphäre beschaulicher Gelehrsamkeit, die den Besucher um ein halbes Jahrtausend zurückversetzt.

Im zweiten Stockwerk sind zwei Fotos der Staatlichen Bibliothek in Neuburg an der Donau zu sehen. Diese ehemalige Provinzialbibliothek von 1803 ist eine Bücherschatzkammer, für die der lustvoll verzierte Rokokoraum einen passenden Rahmen bildet.

Im dritten Stock folgt ein Triptychon der juristischen Bibliothek im Rathaus in München. Die reiche innenarchitektonische Gestaltung ist ein Beispiel für den künstlerischen Geschmack des Historismus der Jahrhundertwende, in dem sich Elemente der Gründerzeit, des Sezessionismus und des Jugendstils mischen.

Im vierten Stockwerk sind vier Fotografien von barocken Klosterbibliotheken zu sehen. Der Bibliothekssaal war der eigentliche Repräsentationsraum eines Klosters. Es war der Ort, wo Gäste empfangen wurden und sich die klösterliche Gelehrsamkeit mit bildnerischen Mitteln von höchster Vollkommenheit in der künstlerischen Ausgestaltung und theologischen Grundlegung darstellen konnte. Als Beispiele wurden die Klosterbibliotheken von Metten, Wiblingen und Fürstenzell und die Dombibliothek Freising gewählt.

Im fünften Stock gibt es eine Zäsur. Hier ist ein digital erstelltes Foto mit fünf Bücherregalen zu sehen. Die Buchrücken tragen die Namen von Erfindern aus fünf Jahrhunderten. Die Reihe beginnt bei Gutenberg und endet im 20. Jahrhundert mit Wernher von Braun.

Im sechsten Stockwerk werden sechs moderne Bibliotheken vorgestellt. Das Bild der Lesehalle im Deutschen Patent - und Markenamt (Mitte oben) beherrschen die Computer; darunter ist der Lesesaal des deutschen Museums zu sehen. Er wurde 1932 eröffnet und nach vielen Jahren der Auslagerung der Bestände 1960 wiedereröffnet. Daneben ist die Monacensia im Hildebrandhaus abgebildet. Als Abteilung der städtischen Bibliotheken stellt sie das literarische Gedächtnis der Stadt dar. Ihr hervorstechendes Merkmal ist ein roter Bildschirm. Die Bibliotheken der Akademie der bildenden Künste und des Zentralinstituts für Kunstgeschichte zeigen die unterschiedlichen Möglichkeiten der Verwaltung von Büchern über Kunst. Als Beispiel für eine moderne Stadtbibliothek wird der Rundbau von 1991 in Neuburg an der Donau vorgeführt. Das Foto zeigt die Abteilung mit Alben und Büchern über Deutschland. In diesen sechs Fotografien heutiger Buchtempel und Lesehallen zeigt sich, wie unterschiedlich sich die Auffassung von Wissen und Sammeln in der heutigen Zeit ausdrücken kann.

Im siebten Stockwerk sind dann sieben Bücherregale mit unterschiedlichen Buchreihen zu sehen. Die Auswahl hier ist ganz subjektiv und folgt den Vorlieben der Autorin.

Im achten Stockwerk gibt es acht digital erstellte Fotografien von Erfindungen, die wie Schmetterlinge in Buchform in den unterschiedlichsten Wolkenformationen am Himmel flattern.

Der neunte Stock ist den Erfindern unter den Künstlern gewidmet: Neun Bücher, dafür hergestellt ,auf deren Rücken neun Künstlernamen wie Michelangelo, Paul Klee und Beuys zu lesen sind, erzählen von der Kreativität des Erfindens.

Im letzten Geschoss schweben zehn Computer im blauen Himmel. Auf ihren Bildschirmen ist die erste Patentschrift zitiert: DIE ERFINDUNG DES ROTHEN ULTRAMARIN.

Beate Passow 21.5.2001